Geschichte Höveringhausen

Auszug über Höveringhausen aus dem Heimatbuch der Gemeinde Garbeck

Herausgegeben vom Musikverein Amicita Garbeck aus Anlaß seines 160jährigen Bestehens

Das Dörfchen Höveringhausen wird im Jahre 1232 zuerst urkundlich genannt. In diesem Jahre übergaben die Vorsteher der St. Clemenskirche zu Drolshagen Güter zu Höveringhausen und Garbeck dem Ehepaar Goswin und Swanehilde gegen einen jährlichen Zins von 2 Soliden.

Im Jahre 1235 wurde genannte Kirche zu Drolshagen mit sämtlichen Besitzungen an das Zisterzienserinnen-Nonnenkloster in Drolshagen geschenkt. Damit kamen auch die Güter in Höveringhausen und Garbeck an das Kloster als Grundherrn. Das dem Nonnenkloster gehörende Gut in Garbeck lernen wir durch die Balver Markenrollen kennen als einen Teil des heutigen Hofes Lösse in Garbeck und wird als Jungferngut bezeichnet. Das Jungferngut in Höveringhausen konnte noch nicht festgestellt werden. Ob die Urkunden im Pfarrarchiv Drolshagen noch etwas darüber berichten, ist zur Zeit noch nicht bekannt. Die Bauernschaft Höveringhausen lag ganz in der Geverner Mark, die Markenrollen von Gevern berichten auch nichts von dem Jungferngut.

In einem Verzeichnis des Pfarrarchivs Balve vom Jahre 1623 werden von Höveringhausen genannt 5 Bauern und 1 Kötter. Diese Angaben stimmen überein mit dem Schatzungsregister vom Jahre 1663. Dagegen nennen die Geverner Markenrollen aus dem 15. und 16. Jahrhundert von Höveringhausen 7 markenberechtigte Höfe, bei welchen aber der Reppelhof genannt wird. In dem Güterverzeichnis des Stiftes Meschede aus dem Jahre 1314 wird genannt der Haupthof Gevern mit einem Nebenhof in Höveringhausen. Auch dieser Hof ist heute noch nicht festgestellt worden. Der Graf von Plettenberg war Grundherr des Gockeln in Höveringhausen und Benzler in Garbeck, welche 1751 von ihm verkauft wurden. Ein Gut in Höveringhausen gehörte dem Stift St. Severin in Köln, von welchem wir aber auch weiter nichts wissen.

Wie die genannten Kirchen und Klöster zu ihrem Besitz in Höveringhausen gekommen sind, konnte noch nicht ermittelt werden. Das zu St. Severin gehörende Gut unterstand dem stiftischem Haupthof Blintrop, an welches die Abgaben entrichtet werden mußten. Ebenso gehörte der "Zehnte" zu Höveringhausen zum Haupthof Blintrop. Die Vogteirechte über den Haupthof Blintrop besaßen die Grafen von der Mark, welche ihre Drosten in Neuenrade damit belehnten. Nach vorliegenden Urkunden ist anzunehmen, dass sich die Grafen von der Mark Vogteirechte über den Haupthof regelrecht erschlichen haben.

Die Herren von St. Severin waren dabei schließlich die Dummen. Die Grafen von der Mark haben damit nichts anderes bezwecken wollen, als ihr Territorium mit Blintrop, Affeln und Höveringhausen zu erweitern. Als nach fast zwei Jahrhunderten die Rechtsgültigkeit des Vogteibesitzes von St. Severin angezweifelt wurde, war es dazu zu spät. Den Bestrebungen des Drostes von Neuenrade, das Gebiet von Blintrop, Affeln und Höveringhausen zum Märkischen Gebiet zu bekommen, setzte das Stift aber energischen Widerstand entgegen. Die Pächter der zum Haupthof Blintrop gehörenden Unterhöfe im Amte Balve, die sogenannten Hofesleute, galten als märkische Untertanen. Sie sollten bei Neuverpachtungen entweder märkisch sein oder werden.

Als der Neuenrader Droste Hermann von Neuhoff von den zum Haupthof Blintrop gehörenden Hofesleute dieselben Steuern verlangte wie von den Bauern seines Amtsgebietes, wurde dieser Anspruch von St. Severin zurückgewiesen mit genauer Angabe, was der Herzog von Kleve-Mark rechtlich fordern konnte.

Der Herzog veranlaßte, dass der Droste angewiesen wurde, die Angaben von St. Severin nicht anzuerkennen und Zahlungsverweigerungen mit Pfändungen zu begegnen. Die dem Stift im Amtsgebiet Neuenrade zustehenden Zahlungen wurden beschlagnahmt. Der dadurch entstandene Streit dauerte 10 Jahre.

Der Richter Cort Hotteken von Neuenrade forderte am 19.02.1501 alle Hofesleute vor sein Gericht. Unter den 39 erschienenen Hofesleuten sehen wir von Höveringhausen: Johann von Höveringhausen (Welter), Johann unter den Eicken (Mertens), und J. von Höveringhausen (Schröer) nebst anderen aus Blintrop, Affeln, Küntrop und Langenholthausen. Nachdem sie genügend bearbeitet waren, erklärten sie unter Eid, dass sie von ihren Vorfahren nichts anderes wüßten, als das der Graf von der Mark seit langen Jahren Erbvogt des Hofes Blintrop gewesen sei (das stimmt), dass märkische Zugehörige die Güter des Hofes haben sollten, und dass auch der Richter märkisch sein sollte. (Das war eine direkte Unwahrheit.) Auch habe der Droste Hermann von Neuhoff sie nicht anders beschwert als nach alter Gewohnheit.

Über diesen Richter von Neuenrade muss noch etwas gesagt werden. Cort Hotteken war der größte Raubritter des kölnischen Landes, bevor er Richter in Neuenrade wurde. Mit anderen Adeligen des kölnischen Landes, besonders mit einem von Hanxleden, Friedrich von Wrede genannt Suppetut, Hermann Rump und anderen zog er nach Neuenrade und über die Lenne zum Rauben und Plündern im märkischen Gebiet. Dieser Cort Hotteken, von dem so viele Untaten urkundlich genannt werden, wurde dann vom Herzog Johann II. von Cleve-Mark zum Richter in Neuenrade angestellt. Diese Ernennung mag wohl den Widerspruch vieler, früher geschädigten Menschen im Amt Neuenrade hervorgerufen haben. In einem Schreiben vom 1. März 1493 an seine Amtsleute und Räte sagt der Herzog, dass Cort Hotteken ihm versprochen habe, fortan treu zu dienen und sich in seinem Lande lebenslänglich nieder zu lassen. Nach ihm wurde Philipp Hotteken, wohl sein Sohn, Richter von Neuenrade.

Der Droste von Neuenrade, Hermann v. Neuhoff zu Pungelscheid, hatte nun einen guten Verbündeten. Das kölnische Land hat schwer darunter leiden müssen. Diese Vorkommnis zeigt auch zur Genüge, auf welcher Höhe die Ritterschaft in dieser Zeit stand. Haß und Feindschaft beiderseits der Grenze stiegen immer mehr. Brennen, Rauben und Morden war an der Tagesordnung. Die Amtsleute im Kölnischen, besonders der Droste Schüngel machten nun auch von ihren Machtmitteln Gebrauch zu Gunsten des Stifts St. Severin. Die Hofesleute, die sich zur Mark bekannt hatten, und die Güter der Kirchen zu Altena und Neuenrade wurden so mit Abgaben belegt, dass sie nach ihren eigenen Angaben landflüchtig und aus ihren Gütern weichen mußten.

Als alle Verhandlungen zur Beilegung des Konfliktes zwischen dem Stift St. Severin und dem Herzog und seinem Drosten, dem von Neuhoff zu Pungelscheid, erfolglos blieben, griff die erzbischöfliche Kurie zu Köln zu einem Mittel, dessen Anwendung wir heute kaum verstehen können. Über die Pfarrei Werdohl wurde der Bann verhängt, so dass während der Dauer des Streites 10 Jahre lang, von 1501 bis 1511 im ganzen Amt Neuenrade alle kirchlichen Handlungen unterbleiben mußten. Im Jahre 1511 wurde das Interdikt über die Pfarrei Werdohl aufgehoben. Das Stift St. Severin war Sieger geblieben. Die versuche des Herzogs von Cleve-Mark und des Drosten von Neuhoff, das märkische Territorium auf diese weise zu vergrößern, waren gescheitert. Haß und Feindschaft hatten sich aber so in die Herzen der Grenzbewohner eingenistet, dass die Ruhe erst entgültig wiederkehrte, als nach dem Wiener Kongreß das kölnische und das märkische Gebiet in der neuen Provinz Westfalen aufgingen.

Nachdem der Streit erledigt war, mußten der "Zehnte" von Höveringhausen und die Hofesabgaben an den Haupthof Blintrop und den Drosten von Neuenrade weiter entrichtet werden. Unter den Einkünften des Drostenamtes werden 1699 genannt: Ferner aus dem zum Haupthof Blintrop gehörenden Hofesgütern: 1. den Zehnten von Höveringhausen. 2. Drei Malter Amtshaber. 3. Pflug- und Mähdienste von diesen Hofesleuten. 4. Die Rauchhühner. 5. 18 Fuder Holz. Bei den Akten des Hofes Busche in Höveringhausen befindet sich eine Zehntliste vom Jahre 1776, aufgestellt nach einer älteren Liste vom Jahre 1718. In dieser Liste werden die Höfe von Höveringhausen wie folgt genannt:

  1. Wilm Jacob an der Heyden, Sive Welter.
  2. Schulte zu Hobbringhausen. (heute Mertens).
  3. Schroer (heute Severin).
  4. Gerd Schmalbein (später Eversmann - aufgelöst).
  5. Gockel, später Gieler (heute Kaiser).
  6. Busche (heute noch unter diesem Namen).

Ferner hatten zehntpflichtige Länder in der Feldmark von Höveringhausen in Besitz: Bentzler zu Garbeck, Lange zu Garbeck, Hagen zu Affeln, Gert Müller zu Affeln, Schnad zu Garbeck, Krömecke zu Garbeck.

Die örtliche Lage des Reppelhofes ist uns durch den Flurnamen bekannt. In dem mit einer starken Hecke umgebenen Kampe hinter der sogenannten Aschenhütte, wo immer genügend Wasser war, werden wir die alte Hofesstelle zu suchen haben. Die zugehörigen Gründe sind meistens zu den Höfen Busche und Welter gekommen. Der Name Aschenhütte bezeichnet uns sie Stelle, wo die zum Bleichen der Leinen benötigte Asche gebrannt wurde. Wegen der damit verbundenen Feuergefahr durften sie nicht zu nahe bei den Höfen und Häusern stehen. "Schulte unter den Eichen" ist der Hof Mertens, der früher bedeutend größer war. Auf diesem Hof wohnte die in der Umgegend so hoch angesehene Familie Vehsen, genannt Schulte unter den Eichen, welche mit fast allen angesehenen Familien der Umgegend verwandt und verschwägert war. Nach 1730 fehlte der Familie Vehsen ein männlicher Erbe. Am 8. Mai 1730 wurde ein Ehekontrakt geschlossen, nach welchem der Sohn des Gerichtsscheffen Grothoff zu Rönkhausen, Johann Peter Grothof, und Margareta Vehsen zusammen die Ehe schließen und die Erben des Hofes werden sollten. Unter diesem Ehepaar ging der Hof schon stark zurück und von den zugehörenden Gründen wurde manches verkauft. Später kam der Hof an eine Familie Christiani, welche vollständig Konkurs machte. Der übriggebliebene Teil wurde von einem Göke erworben, welcher nach 1900 wieder an Lakenberg verkaufte. Von letzterem kam er an den jetzigen Besitzer.

Von der so angesehenen Familie Schulte kam ein Zweig auf den Hof Oventrop bei Küntrop, welche hier später nur noch den Namen Oventrop führte.

Ein anderer Zweig kam auf den Hof Tilmann auf dem Kampe, heute Busche, welcher auch den Schulten unter den Eichen gehörte. Diese Familie, welche sich einmal Tilmann, dann auch Vehsen-Schulte nannte, verließ den Hof Tilmann auf dem Kampe und ging nach Blintrop, auf das Gut auf dem niederen Brinke (heute Sasse), das der Vikarie St. Antoni in Affeln gehörte. Nach 1617 heiratete ein Sohn die Erbtochter Angela Christophora in den niederen Höfen bei Blintrop. Den Namen Vehsen-Schulte ließen sie ganz fallen und nannten sich nur noch Tilmann. Ihre direkten Nachkommen sind heute noch auf dem Hofe, einem Teile des stiftischen Haupthofes Blintrop.

Die sogenannte "Wüste boven dem Kampe" auch der alte Hof genannt, war ein kleiner Kotten. Die Hofesstelle ist im Besitz von Schwartpaul.

"Die Wüste boven dem Eickhofe", auch ein kleiner Kotten, ging fast nach jeder Generation in anderen Besitz über. Heute gehört das Wohnhaus zum Hof Busche. Das Gut "Hermann von Höveringhausen" ist der heute Schroer-Severins Hof. Wir haben schon gesehen, dass der Hof abgabepflichtig an den stiftischen Haupthof in Blintrop war. Ein Hermann von Höveringhausen gab 1401 ein Stück Landes unter dem Gaddenstein, über dem Mühlenhof, an die Kirche zu Balve. Nach 1730 fehlte auch auf diesem Hofe ein männlicher Erbe. Die Erbtochter Anna Maria Schroer heiratete am 7.7.1733 Johann Martin Grothof, einen Bruder des Grothof, der 1730 auf den Hof Schulte unter den Eichen kam. Der nächsten Generation fehlte wieder ein männlicher Erbe. Die Tochter Anna Maria Grothof heiratete am 31.3.1796 Paul Severin von Mellen, dessen Nachkommen heute noch auf dem Hof sind. Von der Familie haben sich nach 1850 vier andere Familien abgezweigt.

"Johann von Höveringhausen", dann Vogedes genannt Johannis, später Welter, wird in den ältesten Geverner Markenrollen als Schauerten Gut bezeichnet. Johann von Höveringhausen wird in den Balver Kirchen-Urkunden 1517 genannt. Der spätere Name Vogedes genannt Johannis läßt vermuten, dass der Name durch Einheirat gewechselt hat. Von dieser Familie Vogedes genannt Johannis hatten drei Besitzer hintereinander den Vornamen Walter. Im Volksmunde wurde die Familie die "Wälters", und der Vorname wurde zum Familiennamen. Von dieser Familie heiratete am 24.11.1719 Ernst Josef Wälter Anna Maria Möllers auf der Linneper Mühle. Von dieser Familie kam ein Zweig auf die Ruhrmühle bei Meschede. Von diesen beiden Familien Welter stammen die Familien Welter im Sauerlande und im Industriegebiet ab.

Auf dem Stammhof in Höveringhausen fehlt nach 1730 der männliche Erbe. Die Erbtochter Anna Maria Gertrud Welter heiratete den Johann Caspar Hermann Grevener vom Hof Grevener am Graben in Garbeck. Diese Familie hatte vor 1900 abgewirtschaftet, und der Hof kam an einen Sohn vom Hof Schmoll-Klute in Garbeck.

Gockeln-Gieler war auch ein kleiner Kotten, auf dem sehr oft der Besitzer wechselte. Durch kauf kam der Kotten an Kaiser.

Eversmann, der letzte Kotten, hat auch sehr oft den Besitzer gewechselt. Vor wenigen Jahren ist der Bestand nach dem Tode des letzten Besitzers Brockhagen aufgelöst.

Höveringhausen

in Bildern

Hier sehen Sie Bilder der 750-Jahr-Feier aus dem Jahr 1983